Cannabissorten bei chronischen Schmerzen: Sativa, Indica oder Hybrid?

Cannabissorten bei chronischen Schmerzen: Sativa, Indica oder Hybrid?

April 08, 2025Jan Hackmann

THC-Gehalt und Wirkprofil in der Schmerztherapie

Aktuelle Erkenntnisse zeigen, dass vor allem THC-reiche Cannabissorten in der Schmerzbehandlung wirksam sind. Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) ist das Haupt-Cannabinoid mit analgetischer Wirkung, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Cannabidiol (CBD) allein reicht oft nicht aus, um starke Schmerzen zu lindern – in einer kontrollierten Studie mit Fibromyalgie-Patienten zeigte z. B. nur die THC-reiche Sorte eine signifikante Schmerzreduktion, während eine fast reine CBD-Sorte wirkungslos blieb ( An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia - PMC ). Deshalb werden bei chronischen Schmerzen bevorzugt THC-dominante Blüten eingesetzt. Viele medizinische Experten empfehlen zunächst ausgeglichene oder THC-betonte Produkte (etwa standardisierte Extrakte oder Dronabinol), da THC als entscheidender schmerzlindernder Bestandteil gilt (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). CBD kann zwar angstlösend und entzündungshemmend wirken, verstärkt aber vor allem im Zusammenspiel mit THC den Gesamteffekt (Stichwort Entourage-Effekt) (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung) (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Insgesamt legen klinische Studien und Metaanalysen nahe, dass Cannabis mit hohem THC-Anteil bei geeigneten Patienten eine moderate Schmerzlinderung bewirken kann – allerdings oft begleitet von Nebenwirkungen wie Schwindel oder Sedierung ( Cannabis-Based Products for Chronic Pain : A Systematic Review. | McMaster Optimal Aging Portal ). Die deutschen Leitlinien betonen zudem, dass Cannabinoide nur in Ausnahmefällen bei therapieresistenten, schweren chronischen Schmerzen eingesetzt werden sollten. Vollständige Schmerzfreiheit ist selten erreichbar; meist zielt man auf eine spürbare Linderung und besseren Schlaf.

Indica-Sorten: Sedierend und körperbetont

Indica-dominierte Cannabissorten werden traditionell wegen ihrer beruhigenden, körperlich entspannenden Wirkung geschätzt. Sie enthalten oft etwas mehr CBD und charakteristische Terpene (z. B. Myrcen), die sedierend wirken (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Dadurch fördern Indicas muskuläre Entspannung und können Schmerzen dämpfen, insbesondere abends oder nachts. Tatsächlich berichten viele Patienten von einer spürbaren Reduktion körperlicher Beschwerden und besserem Schlaf unter Indica-Sorten (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Aufgrund dieser Eigenschaften werden Indicas in der Praxis häufig bei chronischen Schmerzen mit Begleitsymptomen wie Schlafstörungen oder Muskelkrämpfen empfohlen (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Apotheken bestätigen diese Tendenz: Indica-Genetiken gelten als geeignet bei Schlafproblemen, chronischen Schmerzen und spastischen Beschwerden (z. B. bei Multipler Sklerose) (Medizinisches Cannabis auf Rezept - Vita Apotheke). Die sedierende „körperbetonte“ Wirkung hilft vielen Schmerzpatienten, zur Ruhe zu kommen und nächtliche Schmerzspitzen abzumildern. Erfahrungsberichte von Ärzten und Patienten decken sich damit – Indica-Sorten (oder indica-dominante Hybride) stehen oft an erster Stelle, wenn es um abendliche Schmerztherapie geht. Eine Umfrage ergab sogar, dass Cannabisnutzer bei Schmerzen signifikant häufiger Indica bevorzugen als Sativa, was die Rolle der sedierenden Komponenten in der Schmerzbehandlung unterstreicht (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Wichtig ist jedoch die individuelle Abstimmung: Manche Patienten empfinden Indica-Wirkungen am Tag als zu dämpfend und greifen daher abends zu Indica und tagsüber zu milderen Hybriden.

Sativa-Sorten: THC-reich und aktivierend bei Schmerzpatienten

Sativa-dominierte Sorten haben tendenziell einen höheren THC-Gehalt und wenig CBD (Medizinisches Cannabis auf Rezept - Vita Apotheke). Sie erzeugen eine eher stimulierende, geistig aktivierende Wirkung – was auf den ersten Blick kontraintuitiv bei Schmerzen klingt. Dennoch kommen Sativas in der Schmerztherapie zum Einsatz, vor allem tagsüber oder wenn eine sedierende Wirkung unerwünscht ist. Ein prominentes Beispiel ist Bedrocan, eine standardisierte Sativa-Sorte mit ca. 22 % THC und <1 % CBD. Bedrocan wird in den Niederlanden und anderen Ländern (auch in Deutschland über Rezept) häufig bei chronischen Schmerzen eingesetzt (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Der Grund: THC-reiche Sativas können starke Schmerzen effektiv lindern, insbesondere neuropathische Schmerzen, die auf herkömmliche Analgetika oft nicht ansprechen (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Studien stützen diese Anwendung. In einer niederländischen Placebo-kontrollierten Studie mit Fibromyalgie-Patienten zeigte die THC-dominante Sorte (Bedrocan) eine deutlich höhere analgetische Wirkung als ein THC-freies Placebo ( An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia - PMC ). Ebenso ergab eine große retrospektive Analyse in Italien, dass über 90 % der Schmerzpatienten dort mit hoch-THC, niedrig-CBD Cannabis (meist Bedrocan) behandelt wurden – rund zwei Drittel der Patienten berichteten unter dieser Therapie von Verbesserungen ( Cannabis and intractable chronic pain: an explorative retrospective analysis of Italian cohort of 614 patients - PMC ). Sativa-Sorten wie Bedrocan wirken stark schmerzlindernd, besonders bei Nervenschmerzen, können aber durch den hohen THC-Gehalt auch Nebenwirkungen wie Schwindel, Herzrasen oder Rauschempfinden auslösen ( Cannabis-Based Products for Chronic Pain : A Systematic Review. | McMaster Optimal Aging Portal ). Daher setzen Ärzte Sativa oft vorsichtig ein: Zum Beispiel in niedriger Dosierung am Tag, um die Schmerzintensität zu senken, während nachts eine Indica für Schlaf sorgt. Unterm Strich gibt es medizinische Belege dafür, dass auch Sativa-dominierte Sorten bei chronischen Schmerzen helfen – entscheidend ist hier der THC-Gehalt. So wird etwa in einer Übersichtsarbeit berichtet, dass Cannabisprodukte mit hohem THC-Anteil (>98 % THC) bei chronischem Schmerz zu einer spürbaren Schmerzreduktion führen können (≥30 % Verbesserung) ( Cannabis-Based Products for Chronic Pain : A Systematic Review. | McMaster Optimal Aging Portal ). Sativa-Sorten leisten dies, sollten aber patientengerecht ausgewählt werden (vorsichtiges Ansetzen der Dosis, Beobachtung der psychotropen Effekte). Einige Patienten profitieren von der anregenden Wirkung tagsüber – etwa um trotz Schmerzen aktiv bleiben zu können – während sie abends eher sedierende Sorten nutzen.

Hybride Sorten: Kombination beider Eigenschaften

In der Praxis erweisen sich oft Hybrid-Sorten (Kreuzungen aus Indica und Sativa) als optimale Wahl für die Langzeitbehandlung chronischer Schmerzen. Hybride können so gezüchtet sein, dass sie sowohl die schmerzlindernden und entspannenden Effekte einer Indica als auch die aufhellenden, funktionellen Effekte einer Sativa vereinen (Medizinisches Cannabis auf Rezept - Vita Apotheke) (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Viele Patienten mit komplexen Schmerzsyndromen (chronischer Schmerz verbunden mit Stimmungstiefs, Erschöpfung oder Krämpfen) bevorzugen deshalb Hybride, weil diese vielseitig wirken (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Eine Auswertung von Patientenbefragungen unter Medizinal-Cannabis-Nutzern zeigte, dass bei chronischen Schmerzen am häufigsten Hybride gewählt wurden – deutlich häufiger als reine Sativas (Die beliebtesten Cannabissorten gegen Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, gastrointestinale sowie mentale Störungen – Besser leben mit Cannabis). Dies spricht dafür, dass die ausgewogene Wirkung (moderate Sedierung plus wirksame Analgesie) im Alltag besser toleriert wird. Hybride Sorten lassen sich außerdem gezielt anpassen: So existieren THC-starke Hybride mit etwas CBD-Anteil, um die psychoaktiven Effekte abzumildern, oder Indica-lastige Hybride für die Nacht und Sativa-lastige für den Tag. In der medizinischen Versorgung werden beispielsweise ausgewogene Hybride wie 1:1-THC:CBD-Sorten bei bestimmten neurologischen Schmerzsyndromen empfohlen, da sie synergistische Vorteile bieten (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Konkret genannte Sorten in Erfahrungsberichten sind z. B. Master Kush oder Skywalker OG (Indica-Hybride), die sowohl bei chronischen Schmerzen als auch bei Schlafstörungen erfolgreich eingesetzt werden (Die beliebtesten Cannabissorten gegen Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, gastrointestinale sowie mentale Störungen – Besser leben mit Cannabis). Auch OG Shark, ein Hybrid mit hohem THC-Gehalt, taucht als beliebte Wahl bei Schmerzpatienten auf (Die beliebtesten Cannabissorten gegen Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, gastrointestinale sowie mentale Störungen – Besser leben mit Cannabis). Offizielle Leitlinien schreiben keine bestimmten Sorten vor, doch Ärzte und Apotheker berichten, dass sie durch Kombination verschiedener Genetiken oft die beste Balance finden: etwa tagsüber ein Hybrid mit etwas anregender Komponente, abends ein stärker sedierender Hybrid oder Indica, je nach Bedarf des Patienten.

Fazit: Eignung der Sortenklassen mit Begründung

Indica-dominierte Sorten werden aufgrund ihrer körperbetonten, beruhigenden Wirkung häufig für chronische Schmerzpatienten empfohlen – vor allem, wenn Schmerzen mit Schlaflosigkeit oder muskulärer Anspannung einhergehen. Ihre sedierenden Effekte und reichhaltigen schmerzlindernden Inhaltsstoffe unterstützen die nächtliche Regeneration (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Sativa-dominierte Sorten hingegen sind belebender und weniger sedierend; sie kommen zum Einsatz, wenn tagsüber Analgesie gebraucht wird, ohne starke Müdigkeit. Medizinisch belegt ist, dass THC-reiche Sativas (z. B. Bedrocan mit ~22 % THC) wirksam Schmerzen lindern, insbesondere neuropathische Schmerzen, obwohl sie kaum CBD enthalten (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung). Hier steht die potente THC-Wirkung im Vordergrund, die durch entsprechende Dosierung kontrolliert werden muss. Hybride Sorten bieten einen Mittelweg: Sie kombinieren THC-Potenz mit ausgewogeneren Effekten und werden in Praxis und Umfragen sogar am häufigsten genannt, wenn es um die optimale Cannabis-Therapie bei chronischem Schmerz geht (Die beliebtesten Cannabissorten gegen Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, gastrointestinale sowie mentale Störungen – Besser leben mit Cannabis). Letztlich bestätigen klinische Studien moderate Vorteile aller Cannabistypen bei chronischen Schmerzen, allerdings mit individuellen Unterschieden. Leitlinien in Deutschland (und ähnlich in Europa) raten zu einem vorsichtigen, individuell angepassten Einsatz von Medizinal-Cannabis als Reservemittel – also erst, wenn etablierte Therapien ausgeschöpft sind. In diesem Rahmen entscheidet das Wirkprofil: THC-reiche, Indica- oder Hybridlastige Sorten eignen sich, um Schmerzen zu reduzieren und die Schlafqualität zu verbessern, während Sativa-dominante Sorten eine Rolle spielen können, um tagsüber analgesierend zu wirken, ohne den Patienten komplett zu sedieren. Alle drei Sortenklassen finden somit begründet ihren Platz in der Schmerztherapie, abhängig von den individuellen Bedürfnissen und dem klinischen Bild des Patienten. Die Kombination aus wissenschaftlicher Evidenz (z. B. Wirksamkeit von THC ( An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia - PMC )) und praktischer Erfahrung (Arzt- und Apothekerempfehlungen) ergibt folgendes Bild: Indica und indica-lastige Hybride werden bevorzugt bei chronischen Schmerzen mit Ruhebedarf und Schlafproblemen eingesetzt, hoch-THC Sativa-Sorten wie Bedrocan zeigen besonders bei schwer behandelbaren neuropathischen Schmerzen Wirkung (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung), und Hybride gelten als flexibel einsetzbare Allrounder, die häufig die besten Aspekte beider Extreme für die Schmerzpatienten vereinen.

Quellen: Aktuelle Leitlinien und Übersichtsarbeiten zur medizinischen Cannabistherapie, Ergebnisse klinischer Studien (Fibromyalgie, neuropathische Schmerzen) und veröffentlichte Erfahrungen aus Deutschland (Ärzte, Apotheker) wurden berücksichtigt ( An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia - PMC ) (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung) (Medizinische Cannabis-Sorten und ihre Wirkung) (Die beliebtesten Cannabissorten gegen Schmerzen, Arthritis, Schlafstörungen, gastrointestinale sowie mentale Störungen – Besser leben mit Cannabis). Diese zeigen konsistent, warum Indica-, Sativa- oder Hybrid-Sorten jeweils in bestimmten Situationen der chronischen Schmerzbehandlung bevorzugt werden.

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